Der offene Brief von Herrn Kenter, Beauftragter der Geschäftsführung des Phantasialands, wurde als Reaktion auf unsere Anzeige im Brühler Schlossboten veröffentlicht. Darin haben wir GRÜNEN die Argumente der Befürworter einer Erweiterung des Phantasialands aufgegriffen und kritisch hinterfragt.
Wir hätten uns im Hinblick auf eine notwendige Versachlichung der Diskussion gewünscht, dass das Phantasialand die aufgeworfenen Fragen – etwa nach der konkreten Bezifferung der Vorteile für die Stadt, nach den Folgen für Umwelt- und Klimaschutz sowie nach der Tragfähigkeit von Kompensationsmaßnahmen – mit belastbaren Fakten beantwortet. Leider beschränkt man sich auf den Versuch, die GRÜNEN durch das Verdrehen von Aussagen öffentlich zu diskreditieren.
Zu den zentralen Vorwürfen möchten wir wie folgt Stellung nehmen:
Unser Fazit:
Wir sind weiterhin der Auffassung, dass das Thema „Erweiterung des Phantasialands“ ganzheitlich betrachtet werden muss – also nicht allein aus wirtschaftlicher Perspektive, sondern auch unter ökologischen, sozialen und städtebaulichen Gesichtspunkten.
Da die globale Klimakrise in Form von Überschwemmungen, Trockenheit etc. auch im Lokalen durchschlägt, können wir nicht weitermachen wie bisher. Wir sollten auch hier vor Ort jedes Vorhaben überdenken und an die neuen Gegebenheiten anpassen. Vielleicht leisten wir hierdurch einen (kleinen) Beitrag, um den Klimawandel abzumildern. Sicher ist aber, dass wir durch kluges Handeln zumindest seine Auswirkungen auf Brühl reduzieren.
Wer eine sachliche und faire Diskussion anstrebt, sollte deshalb von polemischen Vorwürfen absehen und stattdessen die Argumente der Kritiker durch valide Fakten entkräften.
Als Hauptinteressent an der Erweiterung sehen wir das Phantasialand hier in der Bringschuld. Diese wurde auch durch den offenen Brief leider nicht erfüllt.
Brühl, den 12. September 2025
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Brühl
Seit über 10 Jahren wird über die Erweiterung des Phantasialands diskutiert: von 12 auf 30 Hektar – also mehr als eine Verdoppelung der Fläche.
Uns GRÜNE überzeugen die Argumente der anderen Parteien nicht.
Keine höheren Gewerbesteuereinnahmen für Brühl
Hohe Investitionen bedeuten hohe Abschreibungen.
Ergebnis: jahrelang keine nennenswerten Mehreinnahmen für die Stadt.
Phantasialand legt bis heute keine gegenteiligen Berechnungen vor.
Neue Jobs – aber im Niedriglohnsektor
Viele Stellen müssten im Ausland angeworben werden.
Brühl profitiert kaum über die Lohnsteuer.
Zusätzlich steigt der Druck auf den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt.
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Innenstadt und Tourismus profitieren nicht
Geplant sind: Aquapark-Hotelresort, Veranstaltungshalle, Parkpaletten.
Konkurrenz für Karlsbad, Hotels & Gastronomie in Brühl.
Gäste bleiben auf dem Gelände – ein Inseldasein ohne Bezug zur Innenstadt.
Brühl verliert durch die Erweiterung
Ein Naturschutzgebiet (See + 70 Jahre alter Feuchtwald) geht verloren.
Steigendes Hochwasserrisiko + spürbarer Temperaturanstieg in angrenzenden Wohngebieten.
Wertverlust von Immobilien + teure Hochwasserschutzmaßnahmen für Anlieger.
Verlust einer riesigen Grünfläche und Klimaschutzmaßnahme. Geplante Ausgleichsflächen liegen größtenteils außerhalb Brühls.
Mehr Lärm, Stau, Abgase, Müll – zusätzliche Verkehrsbelastung für alle Brühler:innen.
Das Naturschutzgebiet (NSG) beherbergt ein wertvolles Ökosystem. Es besteht aus einem See (einer der ältesten Braunkohletagebaugewässer der Region) mit Röhrichtzone die in einen jungen Sumpf-/Bruchwald aus Weiden und Birken übergeht sowie aus einen naturnahen Buchenwald. Das Gebiet ist sowohl in floristischer wie faunistischer Sicht von großer Bedeutung. Bei Untersuchungen wurden zahlreiche zum Teil stark gefährdete Arten nachgewiesen.
Ein wertvoller Rückzugsort der Natur – gewachsen über fast 100 Jahre.
Genau hier plant das Phantasialand als privatwirtschaftliches Unternehmen die Errichtung eines Hotel- und Eventkomplexes. Die Zerstörung eines offiziell ausgewiesenen Naturschutzgebiets für ein kommerzielles Projekt wäre ein beispielloser Vorgang in der bundesdeutschen Geschichte. Bisher existieren keine bekannten Fälle, in denen ein Unternehmen ein Naturschutzgebiet (NSG) bebaut hat.
(Wichtig zur Einordnung: Die oft genannten Beispiele Tesla in Grünheide und Airbus im Alten Land betreffen keine Naturschutzgebiete – beide Projekte wurden auf bereits ausgewiesenen Industrie- oder Nutzflächen realisiert.)
Die geplante Bebauung würde dieses über Jahrzehnte gewachsene Ökosystem unwiderruflich zerstören und wertvolle Natur verschwinden. Im besten Fall wird versucht, irgendwo anders einen Ersatz zu schaffen. Abgesehen davon, dass sie ein über Jahrzehnte entwickeltes Ökosystem, wie die Fläche des NSG Ententeich, nicht einfach à la Copy-Paste reproduzieren können, werden diese in den Verfahren so oft diskutierten Ausgleichsmaßnahmen darüber hinaus mangels geeigneter Flächen nicht auf Brühler Stadtgebiet geschaffen.
Es wird also nicht nur ein einzigartiges Ökosystem zerstört, Brühl verliert auch diese Grünflächen in jedem Fall – endgültig und unumkehrbar. Das ist sowohl ökologisch höchst fragwürdig, als auch fatal für die Stadtentwicklung.
Laut dem Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums (2022) zählen acht der zehn größten Risiken der kommenden Dekade zum Bereich Umwelt – an erster Stelle: Klimawandel, Extremwetter und Verlust der Biodiversität. Das sind wirtschaftlich identifizierte Risiken.
Doch anstatt daraus Konsequenzen zu ziehen, erleben wir erneut, wie Natur wirtschaftlichen Interessen geopfert wird. Die CDU Brühl unterstützt diese Pläne und vermittelt den Eindruck, als sei alles beliebig ersetzbar.
Die SPD wiederum versucht einen wackeligen Spagat: Sie möchte „ein bisschen“ des Biotops erhalten, verkennt jedoch, dass es sich um ein gewachsenes Mosaik handelt – ein empfindliches Gleichgewicht ineinandergreifender Lebensräume, das nur als Ganzes bestehen kann. Kippen einzelne Elemente, kippt das gesamte System.
Sollte es ab September eine Ratsmehrheit für das Projekt geben, könnte die Bebauung und damit das Verschwinden eines kompletten Naturschutzgebietes durch den neuen Brühler Rat drohen.
Wir sagen: Schluss mit Greenwashing. Schluss mit Naturzerstörung. Schluss mit dem Ausverkauf unserer Grünflächen. Brühl braucht echten Schutz für seine Naturschätze.
Nur mit einer starken GRÜNEN Fraktion im Stadtrat wird die Zukunft des NSG-Ententeich gesichert!