Ob ein Bild als bedeutendes Kunstwerk oder billiger Kitsch betrachtet wird, entscheidet nicht selten die Wand, an der es hängt.
Keine Frage: Brühl ist mit seinem Weltkulturerbe und den renommierten Schlosskonzerten eine weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannte Größe; das Max-Ernst-Museum hat – nebst den Werken des namensgebenden Künstlers – mit seinen Wechselausstellungen eine große Strahlkraft.
Keine Frage also: Auch wenn viele Gäste Brühl erst einmal mit dem bekannten Vergnügungspark assoziieren, haben Kunst und Kultur hier einen festen Platz. Man wirbt mit traditionsreichen Veranstaltungsformaten wie z.B. Brühlermarkt und Brühler Sommer, und in diesem Herbst finden zum 20. Mal die Internationalen FigurenTheaterTage statt – auch wenn die überregionale Bedeutung dieses einst sehr angesehenen Genre-Treffens in den letzten Jahren stark nachgelassen hat.
Es stellt sich die Frage, was es darüber hinaus gibt – und ja, in Brühl gedeiht eine lebendige und vielfältige Kulturszene: Es gibt Künstler*innen aller Sparten, Bands, Ensembles und Chöre, Galerien und Ateliers, Vereine der Brauchtumspflege, mehrere Kunst- und Musikschulen, es gibt ein überregional preisgekröntes Programmkino. Das alles ist Kultur, nichts davon kann weg.
Das bedeutet aber auch: Es braucht nicht nur bezahlbare Ateliers und Probenräume, sondern auch zugängliche lokale Ausstellungs- und Aufführungsmöglichkeiten auf einem qualitativ hohen Niveau. Es gibt – wie fast überall – viel zu wenig Geld für all das. Ohne private Initiativen und das Engagement der Bürger*innen sähe es finster aus.
Brühl braucht innovative Konzepte und kreatives Engagement, um Kunst und Kultur ins Gespräch zu bringen: sichtbar und unüberhörbar. Wir müssen alte Mauern einreißen und neue Möglichkeiten schaffen: Neue Wände für Kunst und Kultur. Nichts davon kann weg.
Ingrid Schindler & Klaus Fehling