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Unter diesem Titel hatte der Ortsverband der Grünen Brühl am Mittwoch, den 10. Mai 2023 um 19:30 Uhr ins Clemens-August-Forum eingeladen. Rund 120 Teilnehmende hörten sich die Impulsvorträge der Stadtwerke Brühl, der Bürgerenergiegenossenschaft Energiegewinner aus Köln sowie vom Projekt Klimakommune Saerbeck an und diskutierten lebhaft mit.
Nach der Begrüßung durch Elisabeth Kühl, Vorstandsmitglied der Brühler Grünen, übernahm Valeria Aebert die Moderation und führte durch den Abend.
Landtagsabgeordnete Antje Grothus machte mit einem kurzen Grußwort den Auftakt. Mit Regierungsübernahme in Bund und Land für Klima / Energie / Wirtschaft hätten die Grünen vor einem Scherbenhaufen gestanden, da durch die bisherigen Regulierungen die fossilen Energieträger bevorzugt worden seien.
Trotz multipler Krisen mache die neue Landesregierung jetzt aber rasche Fortschritte auf allen Ebenen.
Auch in Brühl, wo BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit in Verantwortung sind, beschleunige sich der Photovoltaik-Ausbau. Dazu erwähnte Grothus lobend die von der rot-grünen Regierung in Brühl gestartete Initiative für regenerative Energien vom Oktober 2022, die den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf städtischen Dächern intensiviert, den Ausbau der geplanten Windkraftanlagen vorantreiben und eine kommunale Wärmeplanung vorbereitet.
Thomas Isele, Geschäftsführer der Stadtwerke Brühl, führte anschließend in seinem Vortrag eine „3-E-Strategie für Brühl“ auf, mit der die Brühler Stadtwerke ihren Beitrag zur Energiewende leisten: Einsparung, Effizienz, Erneuerbare. Die Stadtwerke hätten bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen in Richtung einer klimaneutralen Kommune ergriffen.
Dazu zählten im Bereich Elektrizität städtische Energiesparmaßnahmen, wie der Einsatz von LED-Leuchtmitteln für die Straßenbeleuchtungen. Drei Windkraftwerke seien in Kooperation mit den Stadtwerken Aachen in Planung. Für Freiflächenphotovoltaikanlagen würden auf dem Brühler Stadtgebiet derzeit Flächen gesucht, die größer als 1 ha sind.
Im Hinblick auf die Wärmeversorgung bilanzierte Isele, dass im Jahr 2022 rund 20% weniger Energie als im Vorjahr verbraucht wurde. Bei der Wärmeerzeugung spielten Blockheizkraftwerke zunehmend eine große Rolle. Als Beispiel nannte er das neue Blockheizkraftwerk im Brühler Süden. Im Rahmen einer kommunalen Wärmeplanung werde eine gebäudescharfe Kategorisierung des Bestandes vorgenommen. Ziel sei es, Auswirkungen auf das künftige Wärmenetze abzuschätzen. Auch wollten die Stadtwerke mögliche Auswirkungen hinsichtlich des Wasserstoff-Transformationsplanes untersuchen.
Als Beispiele für regenerative Mobilität nannte Thomas Isele den Ausbau des Carsharing-Angebots in Brühl. In der Stadt werden mittlerweile 42 öffentliche Ladepunkte betrieben. Zudem seien mittlerweile sieben wasserstoffbetriebene Busse im Einsatz und seit April werde eine Wasserstofftankstelle betrieben.
Zudem gebe es Anstrengungen zur schnellen Ausweitung von Photovoltaikanlagen. Solarstrom solle nicht nur auf städtischen Gebäuden, sondern auch auf privaten und gewerblichen Immobilien sowie an geeigneten Straßen installiert werden. Besonders die Schallschutzwände an der A553 hätten die Stadtwerke sich dabei als geeignete Standorte vorgenommen.
Wichtig sei ihm auch die Einbeziehung der Brühler Bürgerinnen und Bürger, beispielsweise mit Sparbriefen im Rahmen von Beteiligungsmodellen für erneuerbare Projekte. Hierbei müsse nämlich keine aufwändige Prospektpflicht für eine Risikoprüfung der BAFin umgesetzt werden. Der Sparbrief wäre festverzinst.
Die in Planung befindliche kommunale Wärmeplanung in Brühl als „Pfad zur Dekarbonisierung,“ wie er es nannte, werde von ihm ungeduldig erwartet, damit die Stadtwerke eine breite Planungsgrundlage für ihre Vorhaben im Bereich der Transformation der Wärmeversorgung bekämen.
Woher kommt der Wasserstoff?
Können die Stadtwerke ein Mietmodel für Photovoltaikanlagen anbieten?
Heute wird Klärschlamm verbrannt. Wird eine alternative Verwertungsmöglichkeit in Betracht gezogen?
Wie kann die Wärmeerzeugung in einem 7-Parteien-Haus umgestellt werden?
Wie sind die Stadtwerke mit Industrie und Landwirtschaft im Gespräch?
Vertreiben die Stadtwerke auch Solarmodule?
Ist Fernwärme effizienter als Individuallösungen?
Können auch weitere Straßen von der Heizzentrale am Rosenhof profitieren?
Wird es für den Berliner Ring eine Heizzentrale geben?
Wann wird es einen Sparbrief für Windkraft geben?
Philip Hlawaty von der Kölner Bürgerenergiegenossenschaft Energiegewinner stellte das Modell einer Bürgerenergiegenossenschaft sowie der Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit den Stadtwerken vor.
Die Kölner Genossenschaft Energiegewinner ist mit mehr als 2.800 Mitgliedern in den letzten Jahren zu einem wichtigen Akteur auf dem Markt der erneuerbaren Energien geworden und sucht v.a. große Flächen, um Photovoltaikanlagen zu installieren und zu betreiben. Dafür pachtet sie auch geeignete Dachflächen, z.B. von großen Industriebetrieben.
Beispielhaft stellte er das Vorgehen an Projekten wie der Käthe-Kollwitz-Schule in Köln, den Kabelwerken in Mönchengladbach oder dem Clouth-Quartier mit 7 Mieterstromanlagen vor.
Die Energiegewinner übernähmen bei den Projekten, falls gewünscht, sämtliche Schritte von der Planung bis zur Betriebsführung für private und gewerbliche Kunden, auch als Komplettpakete. Inzwischen würden auch mehr Mieterstromanlagen vertrieben. Hier sei der Bestand inzwischen bei zusammengerechnet einigen hundert kWp.
Es gebe außerdem das Beteiligungsmodell „Modulkauf“, das auch gerade für Mietern interessant sei. Dabei werde eine Beteiligung am jährlichen Stromertrag angeboten.
Ist es besser selbst den Strom zu speichern oder dass der Strom zentral gespeichert wird?
Was ist die Stellfläche für einen Stromspeicher?
Wenn in absehbarer Zeit eine Dachsanierung ansteht, ist dann schon vorher eine Belegung mit Photovoltaik-Modulen sinnnvoll?
Wir nimmt man mit der Genossenschaft Kontakt auf?
Weiterführende Informationen und Empfehlung von Philip Hlawaty zu einem (kostenpflichtigen) Webinar der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS):
https://www.solarakademie-franken.de/index.php?id=42&sem_id=1206&ter_id=1206
Einen leidenschaftlichen Appell für umfassende Bürgerbeteiligung von Anfang an richtete Guido Wallraven an die anwesenden Zuhörerinnen. Als jahrelanger Projektleiter in der „Klimakommune Saerbeck“ im nördlichen Münsterland hat er den Aufbau der erneuerbaren Energien in dieser Kommune signifikant mitgestaltet.
Im Laufe von rund 15 Jahren wurden in der Gemeinde Saerbeck im Münsterland in mehreren Phasen ein Maßnahmenplan mit 150 Punkten erstellt, darunter ein „Bioenergiepark“ auf dem Gelände eines ehemaligen Bundeswehr-Munitionsdepots, vier Blockheizkraftwerke mit Nahwärmenetzen in Neubaugebieten und sieben Windräder. Von 70 Mio. EUR Investition trugen die Bürger 50 Mio. EUR bei, der Kreis immerhin noch 20 Mio. EUR. Allein für eine örtliche Windenergieanlage wurden bei der lokalen Bank von den Bürgern innerhalb von etwa vier Monaten 4,5 der benötigten 5,2 Mio. EUR gezeichnet. Die überschüssige Energie werde verkauft Die Rendite betrage zwischen 3,5 und 5,5% im Jahr, deshalb gebe es mittlerweile mehr Beteiligungsanfragen als Projekte.
Gestartet wurde das Projekt „Klimakommune Saerbeck“ startete im Jahr 2009. Rechnerische Autarkie wurde bereits im Jahr 2013 erreicht.
Der zentrale Leitsatz für die Energiewende ist aus Sicht von Guido Wallraven: „Es geht nur, wenn du anders denkst als normal.“ Die Menschen müssen aktiv mitgenommen werden. Einen wichtigen Hebel stelle die Bildung dar. Deshalb würden Schülerinnen und Schüler in einem außerschulischen Lernstandort kontinuierlich in die Prozesse einbezogen und geschult.
Doch Guido Wallraven machte den Anwesenden auch klar, dass die Nachfrage von unten aus der Bürgerschaft kommen müsse. Alle Bürger seien deshalb dazu aufgerufen, die Stadtwerke und die Verwaltung anzusprechen und „zu nerven“, damit der Bedarf der Bevölkerung an regenerativen Initiativen so deutlich werde und zu Handlungen auf der administrativen Ebene führe. „Nicht reden – einfach machen!“, gab er allen Beteiligten an dem Abend als Ratschlag an die Hand.
Die Kommune selbst müssten außerdem als Vorbild agieren, beispielswiese durch die Nutzung von Wärmezentralen für kommunale Gebäude und eine damit verbundene Haushaltsentlastung.
Sehr wichtig sei auch der Bürger-Dialog, bei dem zuallererst die Bürger nach ihren Ideen gefragt würden. Damit ließe sich die Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerung signifikant erhöhen.
Sämtliche gewählten Technologien müssten nachhaltig sein, um zu überzeugen und auch kleine Maßnahmen, wie der Glühbirnenaustausch zählten.
Wer ist der Verteilnetzbetreiber in Saerbeck?
Welche Speichermöglichkeiten sollen genutzt werden?
Welche Rolle spielt Erdwärme?
Welche Rolle spielt Elektrolyse?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Möglichkeit zur Fragestellung rege und beteiligten sich auch zahlreich an der anschließenden Diskussionsrunde. Auch nach Veranstaltungsende konnte beim lockeren Beisammensein mit den Referentinnen bei einem Getränk noch weitere Fragen erörtert werden.
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