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Der Verkehrssektor war im Jahr 2022 für 20% der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich. In anderen Sektoren, z. B. Energiewirtschaft (−46,1 %), Gebäude (−46,8 %) oder Landwirtschaft (−25,8 %), wurden zwischen 1990 und 2022 wesentlich stärkere Reduktionen erreicht als im Verkehr (−9,4 %). Ziele des Klimaschutzgesetzes auf nationaler Ebene oder der Europäischen Klimaschutzverordnung, in der allerdings eine Lastenteilung mit anderen Sektoren zur Zielerreichung vorgesehen ist, werden im Verkehrssektor regelmäßig deutlich verfehlt. [1]
Viele Hürden bei der Transformation hin zu einer klima-, umwelt- und menschenfreundlichen Mobilität, die auf der großen Bühne bestehen, lassen sich auch lokal in Brühl beobachten und erleben. Sehr eindrücklich ist mir ein Gespräch mit einer Freundin im Frühjahr letzten Jahres vor dem Verkehrsexperiment „Brühl macht Platz!“ in Erinnerung geblieben. Sie fragte mich, wann denn das Experiment stattfinden würde und wie sie dann noch in die Stadt kommen könne. Offensichtlich war die Erzählung der Gegner*innen dieses Experiments bei ihr schon angekommen, die Innenstadt sei dann nicht mehr erreichbar. Umgekehrt hatten wir als überzeugte Befürworter*innen die positiven Aspekte (vom motorisierten Verkehr nahezu befreite nördliche Kölnstraße, bessere Luft, weniger Lärm, mehr Platz und gefühlte Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr, ein buntes Angebot an Aktivitäten auf dem Belvedere) wohl nicht ausreichend beworben. Es überwog die Skepsis gegenüber dieser (nur zeitweisen) Veränderung.
„Wo soll ich denn dann parken?“ konnte ich natürlich mit genug Angeboten beantworten. Das eigentlich Erstaunliche, fast schon Skurrile an der Unterhaltung war, dass meine Freundin gerade mit dem Fahrrad in der Innenstadt unterwegs war. Sie hatte also quasi eine der vielen Alternativen in der Hand, um in die Innenstadt zu kommen, und gleichzeitig fürchtete sie, es gäbe während des Experimentes keine Alternativen.
Leider steht die wissenschaftliche Auswertung des Verkehrsexperiments immer noch aus. Ich hoffe, dass es dazu beigetragen hat, in vielen Köpfen ein Bewusstsein dafür zu schaffen (sofern nicht schon vorhanden), dass das Auto nicht das einzig mögliche Fortbewegungsmittel ist, um in die Brühler Innenstadt zu kommen. Diese lebt, Unkenrufen vor dem Experiment zum Trotz, übrigens immer noch.
Sollte der Einkauf dort dann größer als geplant ausfallen, lässt sich neuerdings der Brühler Lastenesel oder das ausgeweitete Carsharing nutzen. Die neuen wasserstoffbetriebenen Stadtbusse bringen Menschen lokal emissionsfrei von A nach B. Schüler*innen können unabhängig von ihrem Schulweg dafür auch ein vergünstigtes „Deutschlandticket Schule“ [2] nutzen. Ein derzeit in Arbeit befindliches neues Nahverkehrskonzept soll das Stadtbus-Angebot optimieren, ebenso wird in der Verwaltung neben vielem anderen an einem Konzept für ein zeitgemäßes Radwegenetz gearbeitet.
Stückchenweise geht es dank grüner Politik in Brühl also mit der Mobilitätswende voran. Beschränkte finanzielle und personelle Ressourcen bremsen den Fortschritt hier aber leider ebenso aus wie weitere formale und rechtliche Hürden. Sei es die Baulast-Trägerschaft von Kreis, Land oder Bund, die dann auf manchen Straßen im Brühler Stadtgebiet das (autofreundliche) Sagen haben, sei es die StVO, die den fließenden Pkw-Verkehr und 50 km/h innerorts [3] bevorzugt, sei es NRW-Gesetzgebung, die Geschwindigkeitskontrollen durch den Brühler Ordnungsdienst nicht zulässt...
Die Mobilitätswende ist und bleibt ein äußerst mühsames Unterfangen, das einen langen grünen Atem braucht. Dranbleiben aber lohnt sich! Denn wie steht es in unserem Koalitionsvertrag: „Wir wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, mit sauberer Luft und weniger Lärm die Gesundheit schützen, Flächen effizienter verteilen und attraktive Bedingungen für den Brühler Einzelhandel schaffen. Mit mehr Platz für Fuß- und Radverkehr sowie mehr und besser bezahlbaren Bus- und Sharing-Angeboten steigern wir die Lebensqualität für die Menschen in Brühl.“
[1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr/klimaschutz-im-verkehr#ziele
[2] https://www.stadtwerke-bruehl.de/mobilitaet/stadtbus/deutschlandticket-schule/
[3] https://lebenswerte-staedte.de/de/staedte-und-gemeinden-der-initiative.html
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